Moderater Alkoholkonsum wirkt sich positiv auf Autoimmunerkrankungen aus
Alkoholkonsum ist häufig mit einem negativen Attribut für unsere Gesundheit belegt. Dies trifft für den exzessiven Genuss sicherlich zu, allerdings können moderate Mengen von Alkohol durchaus eine günstige Wirkung auf die Gesundheit ausüben. Dieser weniger bekannten, dafür aber umso wichtigeren Eigenschaft von Alkohol sind die Forscher der 3. Medizinischen Klinik (Rheumatologie und Immunologie; Direktor- Prof. Dr. Georg Schett) nachgegangen – seiner Wirkung auf das Immunsystem.
In einer gerade veröffentlichten Arbeit in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ konnte das Studienteam um Prof. Mario Zaiss zeigen, wie Alkohol überschießende Immunreaktionen, die zu Erkrankungen wie Gelenkrheuma und Multiple Sklerose führen, hemmt. Beide Erkrankungen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem paradoxerweise das körpereigene Gewebe angreift und zerstört. Alkohol wird im Körper zum Wirkstoff (“Metabolit”) Acetat abgebaut, welches die Funktion spezieller Immunzellen (“Follikuläre T- Helferzellen”), die in den Lymphknoten und im entzündlichen Gewebe sitzen und Autoimmunreaktionen auslösen, hemmt. Dabei reagieren follikuläre T- Helferzellen offensichtlich sehr empfindlich auf Acetat, welches den Stoffwechsel dieser Zellen nachhaltig verändert und die Produktion eines Immunbotenstoffes namens Interleukin-21 unterdrückt. Alkohol in moderaten Mengen wirkt damit nicht generell immunsuppressiv, sondern vielmehr sehr spezifisch auf eine Sorte von Immunzellen, die als Schaltstelle für das erworbene Immunsystem gilt.
Dieser Effekt dürfte insbesondere für die klinische Beobachtung verantwortlich sein, dass bei jenen Patienten mit rheumatoider Arthritis, die regelmäßig Alkohol konsumieren, deutlich seltener Erkrankungsschübe auftreten. Insgesamt wirkt Alkohol als Medikament auf das Immunsystem, welches Immuntoleranz begünstigt und Krankheiten verhindert. Wie bei jedem Medikament scheint allerdings auch in diesem Fall die richtige Dosis entscheidend zu sein.